Islam.de Stellungsnahme :Marwa / Teil 2

Veröffentlicht: 13. Juli 2009 in Uncategorized
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Bestürzung und Trauer über den Fall von Marwa
In gemeinsamer Stellungnahme äußern sich die Verbände im KRM zum Hass-Mörder von Dresden: „endlich Islamphobie in unserem Land ernst nehmen“. Zentralrat macht sich Bild vor Ort. Sachsens Ministerpräsident Tillich anschließend: „Angriff galt allen Menschen, die für ein weltoffenes und friedliches Miteinander der Völker und der Religionen eintreten.“
In einer gemeinsamer Stellungnahme finden die Verbände im Koordinationsrat der Muslime (KRM) deutliche Worte zum Hass-Mord von Dresden. Im KRM sind die vier größten muslimischen Verbände Ditib, Islamrat, VIKZ und ZMD vertreten. In der Mitteilung heißt es:

„Am 01.07.09 (9. Rajab 1430) wurde unsere Schwester im Islam, Marwa El-Sherbini in Dresden aus Hass auf die Muslime und Fremde erstochen.

Unser aller Gebete und Mitgefühl gilt nun den Angehörigen des Opfers. Die 28jährige, schwangere Frau und Mutter hinterlässt einen Ehemann und einen Sohn. Wir Muslime werden Marwa ein dauerhaftes und nachhaltiges Andenken in Deutschland bereiten.

Marwa ist das bisher tragischste Opfer unserer muslimischen Schwestern, die unter Demütigungen, Verdächtigungen und Diskriminierungen zu leiden haben. Marwa ist auch Opfer der Hetze und Verleumdungen, die spätestens seit der Zeit der Entscheidung zum Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst und auf einschlägigen Internetseiten betrieben wird. Die insbesondere an ihrer Bekleidung erkennbaren muslimischen Frauen sind unterdessen weitgehend gesellschaftlich und menschlich abgewertet.

Wir rufen jetzt alle Muslime auf, in ihren Schweigemärschen unserer ermordeten Schwester friedlich trauernd zu gedenken. Wir appellieren an das Gute und die Gerechten in unserem Land, dass jeder an seinem Platz für die Liebe unter den Menschen und die Achtung vor der Glaubensüberzeugung jedes Einzelnen werben möge. Marwas Tod hat uns in Angst und Schrecken versetzt. Die Politik muss endlich die Islamphobie in unserem Land ernst nehmen. “

Kondolenz am Krankenbett

ZMD-Generalsekretär Aiman Mazyek war gestern nach Dresden gekommen um sich ein Bild vom Ort des Geschehens zu machen. Er besuchte den Witwer der Getöteten am Krankenbett und kondolierte dem schwer verletzten. Dieser hatte seiner Frau beistehen wollen und war ebenfalls mit mehreren Messerstichen und durch einen Schuss verletzt worden (islam.de berichtete). Er war immer noch schwer gezeichnet von den schockierenden Eindrücken der grausamen Tat gegen seine Frau.

Gemeinsam mit Mazyek kondolierten der Generalsekretär der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, und der sächsische Landesbischof Jochen Bohl. Dieser gemeinsame Auftritt hatte viel Symbolkraft. Kramer sprach von einer Herzensangelegenheit, über Religionen hinweg Solidarität zu bekunden, denn „es ist ein Vorurteil, dass Muslime und Juden sich nicht verstehen können“.

Marwa war schwanger und hinterlässt Kind und Ehemann

Bestürzung und Trauer über den Fall von Marwa
In gemeinsamer Stellungnahme äußern sich die Verbände im KRM zum Hass-Mörder von Dresden: „endlich Islamphobie in unserem Land ernst nehmen“. Zentralrat macht sich Bild vor Ort. Sachsens Ministerpräsident Tillich anschließend: „Angriff galt allen Menschen, die für ein weltoffenes und friedliches Miteinander der Völker und der Religionen eintreten.“
In einer gemeinsamer Stellungnahme finden die Verbände im Koordinationsrat der Muslime (KRM) deutliche Worte zum Hass-Mord von Dresden. Im KRM sind die vier größten muslimischen Verbände Ditib, Islamrat, VIKZ und ZMD vertreten. In der Mitteilung heißt es:

„Am 01.07.09 (9. Rajab 1430) wurde unsere Schwester im Islam, Marwa El-Sherbini in Dresden aus Hass auf die Muslime und Fremde erstochen.

Unser aller Gebete und Mitgefühl gilt nun den Angehörigen des Opfers. Die 28jährige, schwangere Frau und Mutter hinterlässt einen Ehemann und einen Sohn. Wir Muslime werden Marwa ein dauerhaftes und nachhaltiges Andenken in Deutschland bereiten.

Marwa ist das bisher tragischste Opfer unserer muslimischen Schwestern, die unter Demütigungen, Verdächtigungen und Diskriminierungen zu leiden haben. Marwa ist auch Opfer der Hetze und Verleumdungen, die spätestens seit der Zeit der Entscheidung zum Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst und auf einschlägigen Internetseiten betrieben wird. Die insbesondere an ihrer Bekleidung erkennbaren muslimischen Frauen sind unterdessen weitgehend gesellschaftlich und menschlich abgewertet.

Wir rufen jetzt alle Muslime auf, in ihren Schweigemärschen unserer ermordeten Schwester friedlich trauernd zu gedenken. Wir appellieren an das Gute und die Gerechten in unserem Land, dass jeder an seinem Platz für die Liebe unter den Menschen und die Achtung vor der Glaubensüberzeugung jedes Einzelnen werben möge. Marwas Tod hat uns in Angst und Schrecken versetzt. Die Politik muss endlich die Islamphobie in unserem Land ernst nehmen. “

Kurzfristig einberufene Pressekonferrenz im Krankenhaus – (v.l.) Justizminister Mackenroth, Genersekretär Mazyek und Ägyptens Botschafter Ramzy
Kondolenz am Krankenbett

ZMD-Generalsekretär Aiman Mazyek war gestern nach Dresden gekommen um sich ein Bild vom Ort des Geschehens zu machen. Er besuchte den Witwer der Getöteten am Krankenbett und kondolierte dem schwer verletzten. Dieser hatte seiner Frau beistehen wollen und war ebenfalls mit mehreren Messerstichen und durch einen Schuss verletzt worden (islam.de berichtete). Er war immer noch schwer gezeichnet von den schockierenden Eindrücken der grausamen Tat gegen seine Frau.

Gemeinsam mit Mazyek kondolierten der Generalsekretär der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, und der sächsische Landesbischof Jochen Bohl. Dieser gemeinsame Auftritt hatte viel Symbolkraft. Kramer sprach von einer Herzensangelegenheit, über Religionen hinweg Solidarität zu bekunden, denn „es ist ein Vorurteil, dass Muslime und Juden sich nicht verstehen können“.

ZMD-Generalsekretär Mazyek traf sich auch mit Sachsens Landespolizeipräsident Bernd Merbitz, um sich ein Bild vom Tathergang im Gericht zu machen. Merbitz sicherte eine zügige Aufklärung der Tat im Landeskriminalamt mit einer Sonderkommission zu. Auch beim Treffen des Zentralrats an diesem Tag mit Justizminister Geert Mackenroth sicherte dieser zu, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Hintergründe der Tat aufzuklären und versprach auch den Hinterbliebenen weitere Unterstützung. Der Fall, dass eine junge, mutige und tüchtige Frau für eine Zeugenaussage in ein deutsches Gericht gekommen sei und es nicht mehr lebend verlassen habe, sei für ihn „nahezu ein Albtraum“.
http://islam.de/12733.php

Kommentar vom Berliner Tagesspiegel :
Der neue HassIn Dresden wird eine Muslimin im Gerichtssaal erstochen – und lange interessiert sich niemand dafür. Das Desinteresse ist auch Ausdruck der in Deutschland verbreiteten Assoziation: „Islam, Islamist, Terrorist“. Ein Kommentar.
Anzeige Von Andrea Dernbach
8.7.2009 0:00 Uhr
Von Andrea Dernbach
8.7.2009 0:00 Uhr

Von Dresden bleiben viele unbeantwortete Fragen: Wie kann ein Angeklagter in einem Gerichtssaal 18 Mal auf eine Zeugin einstechen, ohne dass ihm jemand wirksam in den Arm fällt? Wie konnte er den anscheinend einzigen Helfer, ihren Ehemann, noch lebensgefährlich verletzen? Wieso schießt der schließlich aufgetauchte Polizeibeamte nicht auf ihn, sondern gezielt auf den ägyptischen Ehemann?

Auf eine Frage allerdings ist eine Antwort womöglich heute schon möglich: Warum ist der Tod einer Kopftuchträgerin, die nicht Opfer eines „Ehrenmords“ wurde, eine Woche lang nur eine kurze Meldung und für die politischen Institutionen kein Grund, auch nur zu zucken? Könnte es sein, dass dieser Tod – es wird wegen Mordes ermittelt – nicht in unser Raster passt? Eine junge Frau, Muslima, akademisch gebildete berufstätige Apothekerin, duckt sich unter den massiven Beleidigungen („Schlampe“, „Islamistin“, „Terroristin“) nicht weg, sondern wehrt sich: Sie zeigt den Mann an. Der wird verurteilt, während einer neuen Verhandlung bringt er sein Opfer um.

Vielleicht schaut man da weg, weil das Hinschauen zu viele populäre Dogmen Lügen strafen würde. Den Lehrsatz „Bildung ist der Schlüssel zur Integration“ zum Beispiel: Hier starb eine junge bestausgebildete Frau, verheiratet mit einem Landsmann, der am angesehenen Max-Planck-Institut arbeitete – wer weiß, ob das die Wut des Täters nicht sogar gesteigert hat? Oder nehmen wir den: „Islam und westliche Gesellschaft passen nicht zusammen“. Marwa E. wehrte sich auf eine nicht nur rationale und zivile, sondern nebenbei auch überaus deutsche Weise: Statt zurückzubrüllen oder zuzuschlagen, erstattete sie Anzeige.

Und eine weitere Wahrheit sollte schmerzen: Die Assoziation „Islam, Islamist, Terrorist“, das alles ausgelöst durch den Anblick eines Menschen mit dunklerer Haut und einem Kopftuch, ist nicht nur Extremistendenke, auch wenn der Dresdner Täter, nach seinen Äußerungen vor Gericht zu urteilen, NPD-Sympathisant ist. Aber seit Deutschland kaum nach dem 11. September 2001 den Krieg gegen den Terror durch Einführung der Rasterfahndung gegen alle eröffnete, die Bart oder Kopftuch und große muslimische Frömmigkeit zeigen, vollzieht sich der Kurzschluss von Islam zu Terror nicht nur in den Köpfen von Außenseitern. Antisemitismus ist endlich weitgehend geächtet, nun ist Islamhass im Begriff, zur akzeptablen Form des guten alten Rassismus zu werden – und es ist ein Glück, dass der Zentralrat der Juden sich dem seit langem entgegenstemmt.

Aber die Kanzlerin schweigt und Sachsens Justizminister nimmt den Fall lediglich zum Anlass, die „offene Justiz“ mit offenen Gerichtssälen beenden zu wollen. Dabei ist die Öffentlichkeit der Justiz ein, wenn nicht der Eckstein des modernen Rechtsstaats. Als Geert Mackenroth noch den Deutschen Richterbund führte, rechtfertigte er die Frankfurter Polizeifolter. Vor manchen seiner Minister muss sich der Rechtsstaat vielleicht mehr fürchten als vor der Scharia.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 08.07.2009)
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Islamhass-Islam-Integration;art141,2842231

Noch Fragen ?

Anschließend kam Mazyek mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich zusammen, der sich daraufhin erstmalig öffentlich zu dem Fall äußerte: „Der Angriff galt nicht nur der Verstorbenen, sondern allen Menschen, die für ein weltoffenes und friedliches Miteinander der Völker und der Religionen eintreten“, so Tillich. Er übermittelte der Familie der Verstorbenen im Namen aller Sachsen sein „tief empfundenes Mitgefühl“. Diese „hinterhältige und feige Tat“ sei „beschämend“, sagte Tillich.

Stephan Kramer: Mitgefühl für die Opfer
„Unzweifelhaft fremdenfeindliche Tat“

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, sagte, es habe sich um eine „unzweifelhaft fremdenfeindliche Tat“ gehandelt. Er sprach von einem „Klima im Land“, in dem Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus selbst bei nichtorganisierten Kräften zu Handlungen und Taten führten. Kramer warnte vor „Islamophobie“. Er drückte in Dresden seine Trauer und Solidarität mit den muslimischen Mitbürgern aus.

Unverständnis über spärliche Reaktionen

Sowohl Kramer als auch der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime hatten sich tags zuvor erstaunt gezeigt über die „unverständlich spärlichen Reaktionen“ von Politik und Medien. Auch in der muslimischen Community reagiert man mit Unverständnis über die Zurückhaltung. „Wenn bei einer schändlichen Tat in München drei vermeintlich ausländische Schläger einen Rentner verprügeln, erreicht es bundesweites Aufsehen und mindestens drei Monate Wahlkampf in Hessen. Wenn eine Muslima aus Islamhass ermordert wird, will keiner darüber sprechen“, so ein Moscheebesucher aus Köln.

Der Hass-Mörder von Dresden sitzt derweil in Haft, seine Wohnung wurde nach Angaben der Polizei durchsucht. Es wurden Materialen und ein Computer sichergestellt. Eine Sonderkommission ermittelt bereits. Die Zeugen aus dem Gerichtssaal konnten bisher noch nicht polizeilich vernommen werden, da sie nach der schrecklichen Tat noch immer unter Schock stehen und betreut werden.

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